Dienstag, 21. Dezember 2010

Last Minute Man – „Devers Royale“ (8c+) fällt am letzten Tag in Geyikbayiri trotz subzerooptionaler Umstände.

To clip or not to clip. "Devers Royale" stellt den Konsumenten vor knifflige Aufgaben.
Es ist halb fünf Uhr nachts. Erst in einer halben Stunde werde ich den Muezzin zum ersten Mal zum Gebet rufen hören. Von einem Minarett unten im Tal. Es ist die Nacht vor dem letzten Tag unserer zwei Wochen Geyikbayiri bei Antalya in der Türkei und ich habe es bis jetzt auf stolze fünf Klettertage gebracht. Zum einen wegen dem Wetter, zum anderen aber auch hatte ich den Glauben in meine Form verloren und darauf beschlossen gleich direkt zu klettern aufzuhören. In mein Projekt „Devers Royale“ (8c+) war ich vor vorgestern nur noch mal gegangen, um zu sehen, ob all die Ruhetage etwas an der etwas kläglichen Vorstellung der ersten Tage geändert haben sollten. Und sie hatten es tatsächlich, ich war erst weit oben gefallen und hatte also beschlossen nach zwei Ruhetagen alles auf den letzten Tag vor dem Abflug zu setzen. Der ist heute. Es ist halb fünf und ich bin hellwach.

Bereits gestern hatten wir gut angeheitert die halbe Nacht in einer Tropfsteinhöhle mit Neandertalerimitationen verbracht, diese Nacht sollte mich voll erholt und überstark ausspucken, aber leider macht mir meine Freundin das Leben schwer und jetzt denke ich einzig und alleine daran. Ich könnte heulen und möchte kotzen! Bis der Muezzin ruft, bis der Hahn kräht und bis ich es schließlich nicht mehr im Bett aushalte. Acht Stunden Schlaf in zwei Nächten, dazu ein Problem am Hals, das ich wenn es schon sein muss irgendwann anders, aber wirklich nicht heute am Hals haben mag. Ich stapfe also lustlos zum Fels und schweifen meine Gedanken mal zu meinem Projekt ab, dann nur um eindeutig festzustellen: Heute ist kein Tag zum Durchsteigen! Aber das ist ohnehin nicht mein größtes Problem. Also, was soll’s?

„Devers Royale“ ist die schwerste Route und einzige 8c+ in Geyikbayiri. Zu ihrer Bewertung ist sie gekommen, weil Yuji Hirayama sie nach einigen Griffausbrüchen letztes Jahr als erster in ihrem jetzigen Zustand kletterte und sie als schwerste Route der Türkei verkaufte. Was aber nicht heißt, dass sie besonders schwer für den Grad wäre. Als 8c wiederum ein dickes Brett. Bleibt man in Bewertungstonus des Gebiets, geht 8c+ also in Ordnung. Viel interessanter sind ohnehin die Moves, die komplexe Dachkletterei mit Knieklemmern und überhängender Wandkletterei auf Löchern kombinieren und neben ein wenig Maximalkraft, eine solide Ausdauer und ganz oben zudem noch gut Maximalkraftausdauer verlangen. Neben einer guten Kenntnis der Züge versteht sich…

Die 7a zum Aufwärmen bekomme ich ganz gut hin, aber spritzig fühle ich mich nicht. Auch die Bedingungen sind nichts Besonders, immerhin nicht à la Kalymnos, 25 Grad und so... Aber ich hoffe darauf, mir nach ein paar vergeblichen Versuchen zumindest sagen zu können, ich hätte es probiert. Außerdem hoffe ich, dass das Laktat mir den Kopf lüftet. Insgesamt hoffe ich aber ohnehin eher darauf möglichst schnell mit möglichst hochprozentigen Ablenkungen in Kontakt treten zu können. Doch das muss noch ein wenig warten. Noch habe ich meinen Arsch erst eine 7a hochbewegt.

Eigentlich sollte ich mich richtig aufwärmen, einmal volle Lotte (naja, vielleicht besser ¾ Lotte) die Arme aufpumpen, damit ich nachher auch eine ordentliche Pumpresistenz habe, aber irgendwie habe ich mehr Lust, mir meine Klatsche schnell abzuholen und gehe also gleich rein. Unten aber will es nicht so richtig klatschen, die Züge gehen gut, gehen besser, als beim letzten Mal. Ich spule mich zum ersten Ruhepunkt nach dem Dach hoch. Das Knie mit Kneepad im Fels versenkt kann ich erstmal gut durchschnaufen. Die paar Züge Übergang zum nächsten Knieklemmer sind nicht sehr schwer. Und dieser essentielle zweite Ruhepunkt klemmt heute so richtig gut. Essentiell, weil noch eine 8b bis zur Kette wartet. Aber ich kann mich besser denn je erholen, die Spannung wirklich rausnehmen und wie ich da so festklemme und über Kopf in die Landschaft hinausschaue, da merke ich auch, dass jegliche andere Spannung sich verflüchtigt. Was so ein guter, alter Flow nicht so alles bewirken kann! Und ich bin zwar eigentlich der Meinung, lieber eine Frau mehr, als eine 8c+ mehr, aber manchmal trete selbst ich von meinen Überzeugungen zurück.

Bleibt nur noch der 8b-Ausstieg, aber ich habe Vertrauen gesaugt und Kraft getankt. Und so mache ich Zug um Zug, komme gut in die Crux, gut hindurch und gut hinten wieder raus und weiß, – auch wenn noch einige Züge zu machen bleiben – dass hier alles unter Kontrolle ist. Lediglich die letzten fünf Meter dauern noch ein bisschen, weil ich sie noch nie probiert hatte. Aber eine 6c wird mich auch im Onsight nicht aufhalten. Und so mache ich der Freude über den Durchstieg der fünften 8c+ seit Oktober und dem restlichen Frust ziemlich laut und lange Luft. Wie in Kalymnos – wo ich am letzten Tag zwei 8c+ klettern konnte – auch hier wieder ein Last Minute Erfolg. Und wieder ein ganz unverhoffter. Zudem gibt es zwei schöne Statistiken: In vier von sechs der bisher besuchten Gebiete die schwerste Route geklettert und zudem Top 3 auf 8a.nu. Ist nicht viel wert, werden viele sagen, muss man trotzdem erstmal schaffen. Alles gut, alles schön! Wenn die Welt doch nur aus Klettern bestünde…

Mittwoch, 15. Dezember 2010

Let it rain! – Geyikbairi bei Antalya serviert uns endlich richtig mieses Winterwetter

Es prasselt aufs Dach. Es prasselt die ganze Nacht. Aber es prasselt auch im Ofen unserer Ferienwohnung. Ja, ihr habt richtig gehört, dank der Kooperation des JoSiTo-Camps Geyikbairi mit unserem Buchprojekt ist es uns möglich einige Tage in dieser wunderbaren Hütte zu hausen. Ein Standard, den ich längst vergessen hatte, seit ich ihn in meinen letzten Familienurlauben gesehen hatte, der aber richtig geil ist. Kauft also zahlreich unser Buch, dass wir auch in Zukunft immer in solchen Hütten leben können ;). Dazu hat mir meine Freundin Jeanne einen Adventskalender mit ca. 24 kleinen Geschenken geschickt, von denen ich jetzt jeden Tag ein öffnen darf und wir haben alle Ausrüstung, um den lieben langen Tag Tee zu trinken und riesige Gerichte auf mehr als einer Flamme zu kochen. Selbst hier in der Türkei ist es also richtig vorweihnachtlich.

Dazu trägt allerdings nicht nur die Ferienwohnung bei, sondern auch der Schnee. Der Schneesturm. Gut, jetzt ist er vorbei, aber vorgestern wehte er den ganzen Vormittag und nur 200 Meter höher ist der Schnee sogar liegen geblieben. Heute ist nur noch der Regen geblieben, aber auch der ist super. Man blickt kurz hinaus und in einer Sekunde ist klar, dass heute weder an Klettern, noch an Fotografieren zu denken ist. Ein freier Tag also. Super! Danke Regen. Leider kann man zugleich nicht wirklich sicher sein, ob wir hier überhaupt noch mal groß zum Anreißen kommen, nach den Mengen Wasser, die hier die ganze Nacht die Erde verhauen haben.

Was fast ein bisschen schade wäre, denn man könnte hier auch ganz hervorragend klettern. Der Fels wartet nicht nur mit abgefahrenen Farben und Formen auf, er beklettert sich auch sehr abwechslungsreich. Mit Tendenz zu eher steil als plattig. So auch mein erstes Ziel „Devers Royale“. Nachdem ich angesichts des Wetters mein anfängliches Angefange in der Route wieder einstellen wollte, musste ich dann während des Schneesturms doch einräumen, dass die Route bei 3 Grad deutlich leichter als bei 20 Grad ist und also wird aus dem Angefange wohl dann doch noch ein Durchstieg werden. Sofern der Sektor heute nicht davon geschwommen ist. Da das gute Stück die schwerste Route des Gebiets ist, könnte ich so zudem meine Bilanz der jeweils schwersten Routen des Gebiets weiter ausbauen. Bisher steht es 3 aus 5 (Tja, in Céüse hatte es nicht sein sollen und auch in Kalymnos nicht) und so könnte ich auf 4 aus 6 erhöhen. Im nächsten Jahr wird diese Mission ohnehin aussichtslos. Siurana, Margalef, Rodellar… Da brächte ich schon einige Steroide auf der Weihnachtstafel.

Aber auch schon 8c+ ist richtig schwer geworden. Denn meine Form hat sich irgendwie gleich zusammen mit meiner Motivation in eine passive Vorweihnachtsstimmung geflüchtet. Zwar kann ich so für zwei Versuche schon noch mehr oder weniger Gas geben, danach ist aber Schluss. Verschleißerscheinungen. Es braucht mal wieder ein bisschen Pause und ein bisschen Abwechslung vom Kletterreisen. Die Pause gibt es ab 22., denn da winkt Condor mit dem Rückflugzeug und das ist ein so absehbarer Zeitrahmen, dass ich statt schon nachzulassen mich doch noch einmal im Schlussspurt versuchen könnte. Nach der Willensleistung, die ich in Kalymnos bringen musste, um die beiden 8c+ zu klettern, dürfte das hier ein Kinderspiel werden. Denn glücklicherweise ist „Devers Royale“ nicht so schwer für den Grad und glücklicherweise hilft gegen den Kraftverlust der letzten Tage eines immer noch zuverlässig: Essen. Und das ist dann auch Programm für diese Regentage in der warmen Hütte und bald wird man wissen, wie viel mehr Kraft das ganze Geesse denn bescheren wird.

Dienstag, 7. Dezember 2010

Das ziemlich dicke Ende fünf ganz dünner Wochen

Der Startboulder in "Inshallah" (8c+) - noch gut 20 Züge ohne Rastpunkt bis zur Kette.
Am letzten Tag in Kalymnos – dem ersten seit 5 Wochen mit guten Bedingungen – finished Pirmin seine beiden Projekte „Inshallah“ (8c+) und „Gora Guta Gutarek“ (8c+) innerhalb weniger Stunden.

Ich stehe auf, besser ich wanke auf und irgendwie weiß ich gleich: Also meine Form würd es heute nicht rausreißen, wenn dann nur der kühle Nordwind, der mir ins Gesicht und die Wellen hart an den Strand fährt. Denn leider bin ich gestern einem kleinen Trugschluss erlegen. Da ich keine Uhr besitze, habe ich mich an Hervés Stirnlampe orientiert, um nicht völlig in meiner ziemlich fesselnden Lektüre zu ertrinken. Eine leise Ahnung hatte mich schon ereilt, dass er heute aber ganz schön lange liest, als ich feststellen musste, dass er schon längst mit dem Buch in der Hand entschlummert war. Und das seit vermutlich bereits einigen Stunden. So habe ich mir letzten Endes wohl bis zwei Uhr nachts mein Buch an die Backe geklebt und jetzt beim Aufwanken um acht Uhr morgens merke ich das. Dabei sollte doch heute alles stimmen. Das Wetter, die Form, die Motivation.

Zwei Griffe in der Aufwärmroute angefasst und ich weiß: Zumindest in Punkto Bedingungen stimmt heute wirklich alles. Wind, unter 20 Grad, niedrige Luftfeuchte. Das klingt jetzt gar nicht so besonders, man muss aber wissen, welche Komödie sich hier seit fünf Wochen abspielt. Kein Tag! mit unter 20 Grad und ich glaube auch keiner mit unter 60% relativer Feuchte. Ich konnte es selbst nicht fassen und immer sagte die Prognose: Es wird kühler. Wurde es aber nicht und so habe ich meinen nervlichen Karren ziemlich an die Wand gefahren. Drei Mal war ich sicher hier auf Kalymnos die Segel zu streichen, ohne auch nur eines meiner beiden Projekte geklettert zu haben („Inshallah“ hatte ich eigentlich auch nur begonnen, da „Gora…“ während zwei Wochen komplett nass war). Dann kam wieder ein einigermaßen guter Versuch und ich beschloss weiter zu hoffen. Aber unser Zeitbudget ist am Ende, denn wir wollen ja noch in die Türkei und brauchen mindestens zwei Wochen für die Fotos und Texte dort. Spätester Termin für die Abfahrt also: Morgen früh.

Ich fühle mich zwar noch nicht voll auf dem Damm, aber der Grip gibt mir Mut. Also nochmal kurz die ersten Metern an den Haken hoch und über alle Griffe der Crux bürsten. Dann der erste Versuch des Tages. Ich weiß, ich sollte hier möglichst schnell knipsen, damit die Kraft noch für „Inshallah“ reicht. Ich komme schlecht in die Crux, bin noch zu fahrig, ich spüre die kurze Nacht noch schwer auf der Präzision liegen. Doch ich komme trotzdem am Sprung an den verfluchten Sinter – dem Schlüsselzug – an. Dem Zug, der mich schon sechs oder sieben Mal hat abschmieren lassen, immer weil die Wand einem Stück Seife glich. Diesmal klebt sie förmlich und so klebe auch ich auf einmal förmlich fest am Sinter. Und nein, er rutscht nicht, so wie sonst immer. Ein Schrei entfährt mir, fast ein Knurren, so habe ich diesen Zug verflucht und jetzt endlich ist er in der Tasche. Es fehlen aber noch die 20 Meter 8a zur Kette. Jetzt aber bin ich wach und prügel einfach alles mit absoluter Kontrolle und Präzision weg. Und nehme an der Umlenkung das Schreien und Jubeln wieder auf, aber auch ein wenig das Schimpfen. So viele Versuche in einer 8c+, wahrscheinlich fast über 20! Und die Hälfte davon hätte mir ein Tag Nordwind ersparen können. Trotzdem fällt mir natürlich ein Stein vom Herzen. Das Minimalziel ist in der Tasche. Aber ich will noch mehr!

Leider vermassele ich meinen ersten Versuch des Tages in „Inshallah“ ziemlich, falle sieben Züge vor der Kette. Trotzdem ist das der beste Versuch bisher, die Route – die eine volle Ladung Maximalkraftausdauer verlangt – ist eigentlich noch gar kein richtiger Kandidat zum Durchsteigen. Ich bräuchte besser noch einen Tag Training, aber den habe ich nicht. Aber vielleicht reicht es ja auch so, denn ich merke im zweiten und letzten Versuch, wie ich gut durch den unter den Teil des Daches komme. Tolle Bugkletterei auf Slopern und Löchern und auch in der folgenden, etwas leichteren Lochpassage sehe ich gut aus. Nicht aber viel besser als auch schon. Und auch schon, hieß bisher immer Abflug spätestens sieben Züge vor Schluss.

Vor dem letzten richtig schweren Zug angekommen spüre ich die Wende dann aber kommen. Auf einer Sinterbeule, die immer etwas schmierig war, kann ich auf einmal ganz kurz schütteln und so die rechte Schulter entlasten, die im folgenden schweren Zug etwas mehr Gas geben kann und mich so über die bisherige Bestmarke schiebt. Dummerweise bin ich vollkommen am Ende, klugerweise aber hat mein Kopf jetzt auf alles-Wegreißen umgestellt und so kämpfe ich mich über den letzten schweren Zug – einen weiten Kreuzer aus einem Knieklemmer. Nur noch zwei Züge fehlen. Doch da passiert es, meine Rumpfspannung versagt und ich rutsche aus dem anvisierten Untergriff und setze zum Fallen an. Und es schießt mir durch den Kopf: Nein bitte nicht, du bist so nah dran am perfekten Klettertag, bitte, bitte nicht fallen! Und mein Körper erhöht mein Flehen und schenkt mir nochmal ein paar Extrakörner und im Rutschen, kann ich eine kleine Dulle halten und mich stabilisieren und da weiß ich: Jaaaaaaaaaaaa!!! Ich werde die Kette klippen. Und ich jubele und schreie meine Frust und meine Freude heraus und dann nur noch meine Freude über den perfekten Klettertag. Und ich will gar nicht mehr aufhören und ja, meine Stimme wird morgen früh nach Krankheit klingen, aber das ist doch einfach viel zu schön, viel zu schön…

Mittwoch, 10. November 2010

Brutzel – Tage in der Ägäis

Brutzel treibt die Menschen auf Kalymnos massenweise zum Sprung von der Klippe. Bisher zum Glück nur ins Wasser.

Brutzels Schatten. (Nicht zu verwechseln mit Hannes Schatten!)
Eigentlich seit wir in Kalymnos angekommen sind, ist Brutzel unser ständiger Begleiter. Abgesehen vom ersten Tag, da hat er sich kurz ein paar Stunden versteckt, wohl um uns direkt am nächsten Morgen in voller Pracht zu überraschen. Brutzel hat einen niedlichen Namen, sein Wesen aber ist das genaue Gegenteil. Brutzel frisst Haut. Und Gehirnzellen. Und Hautzellen. Und also Nerven. Und mit den Nerven natürlich auch die Motivation. Denn die hängt von den Nerven ja gewissermaßen direkt ab. Man könnte sagen, sie hängt davon herab. Die Motivation. Von den Nervenenden. Jedenfalls pflückt sie Brutzel da ab, isst sie auf und pflückt dann auch noch gleich das Nervenende, verleibt es sich ein und wenn er dann noch nicht satt ist, dann verschlingt er wie gesagt auch noch den ganzen Nerv. Dieser Tage ist er hungrig.

Es gibt einen Ort, an dem man ihn entrinnen kann. Das Meer. Man muss dazu sagen, dass man ihm auch da nicht ganz entrinnen kann, aber er kommt zumindest nicht so gut rein. Das ist dieser Tage aber die einzige Stelle auf der ganzen Insel, an die er nicht so gut hin kommt. Und es gibt auf der ganzen Insel praktisch auch nur einen Ort, an dem man nicht klettern kann. Das Meer. Wo ich das so schreibe, fällt mir ein, dass wir ja eigentlich zum Klettern gekommen waren. Brutzel und meine aufgegessenen Gehirnzellen lassen mich das immer wieder vergessen. In letzter Zeit denke ich immer öfter, wir seien zum Baden, Schnorcheln, Schwammtauchen, Bootfahren, Eis essen und am Strand liegen hier. Und immer öfter beschleicht mich das Gefühl, dass Brutzel sich hat kaufen lassen, von der Gemeindeverwaltung von Kalymnos. Denn wer verdient schon was an kletterenden Outdoorpennern?

Das alles wäre halb so schlimm, gäbe es da nicht jene Institutionen, die vorgeben, sie könnten Brutzels Launen vorhersagen. Sie behaupten, sie könnten dies nicht nur für einige Tage, nein für fast drei Wochen. Wir haben sie also befragt zu fraglichen Launen und sie sollen so bleiben! So weit sie es sich zutrauen in die Zukunft zu blicken, soll es genau so bleiben. Brutzel bleibt! Vielleicht bis in alle Ewigkeit. Oh Gott! Keine Haut mehr auf den Fingern bis in alle Ewigkeit, keine Reibung auf den Felsen für wahrscheinlich mindestens genau so lang, keine Jacken am Einstieg und keine Spur von Wind für… man weiß es nicht. Selbst wenn es nur für eine halbe Ewigkeit ist, auch das ist lang.

Was also wollen wir tun? Uns beugen? Oder kämpfen? Aber wenn kämpfen, dann wie. Brutzel scheint nämlich überall in der Ägäis zu sein und vermutlich auch darüber hinaus. Selbst wenn wir also riesige Kühlaggregate und Ventilatoren heranschaffen, wir werden die Wende damit nicht einläuten. Und wenn wir sie dann abschalten, steht er gleich wieder da über unserer Insel. Groß, schwül und unbewegt.

Ein Plan klingt anders und so werden wir uns beugen. Tief werden wir uns beugen, hinab in den Sand, ins Meer, zu den Schwämmen, über die Reling und in die Eisbecher. Nicht ganz freiwillig, wie der Leser jetzt weiß, aber doch im guten Wissen, dass alles andere als dieses Beugen, von 99,4% der Bevölkerung als vollkommen bescheuert erachtet würde. Man sagt zu Recht. Ich aber will doch noch am Rande anmerken, dass auch das Recht auf einen richtigen Herbst doch im Grundgesetz verfestigt werden sollte…

Und aus jeder Beugung ist doch noch ein Sprung geschnellt, denn sonst hätte das sich Beugen ja auch keinen Sinn. Und so werden wir uns rückbesinnen auf den Geist des Klettern, denn wir sind ja nicht zum Routenabhaken hier, sondern zum Klettern und dann wird die 8c+ halt zu einer ganz neuen Erfahrung, wenn die Haut viel schneller schwindet als gewöhnlich und die Griffe viel weniger Griff sind als gewöhnlich. Aber dann werden wir uns doch das recht nehmen, diese Durchstiege dann mit einem hoch b zu versehen, also 8c+ hoch b für eine durchgebrutzelte Begehung bei 25 Grad, ohne Wind und in der Dunstglocke. Und das alles im November…

Sonntag, 24. Oktober 2010

„Mehw Power“ (8c+) – Pirmin klettert zum meteorologischen Herbstbeginn die nun schwerste Route mit dem wohl komischsten Namen der Tarn

Nach der Schlüsselstelle geht  "Mehw power" (8c+) in eine wunderbare 8a+ über. Für Boulderer aber durchaus nochmal gefährlich.
Auf heute habe ich gewartet. Ganz geduldig habe ich gewartet und mir die Zeit in anderen Routen vertrieben, Fotos gemacht, eine 8c gezogen in drei Versuchen über den Glibbergrip der letzten Tage. (Aber ich habe sie auch ein bisschen überlistet mit einer Spezialtrick, so wie man früher drei Tasten hinter einander drücken und gleichzeitig das Steuerkreuz in einer ganz bestimmten Richtung auf dem Gamepad bewegen musste.) Habe im Wissen über die Wetterprognose diese letzten warmen Tage genossen – im Fluss baden, oben ohne in der Sonne hängen. Denn die Vorhersage war gut und simpel. Zehn Grad Temperaturabfall und dazu Wind. Und das merkte man dann auch gleich heute Morgen beim Wasserholen in Les Vignes. Sau kalt, schnelle Wolken und schnelle welke Blätter in den Straßen. Ein richtig schöner Herbsttag in den längst von Touristen geleerten und mit geschlossenen Cafés und Geschäften gesäumten Gorges du Tarn. Ein richtig schöner Herbsttag und im Übrigen der erste dieses Jahr – genau der, auf den ich gewartet habe.

Denn jetzt kann ich zum Ankrallen blasen auf die Minileiste an der Crux von „Mehw power“, laut Silvan Millet wohl 8c+ und noch unbegangen. Der wohl schlechteste Griff, sicher aber die schlechteste Leiste in der ganzen (von Löchern geprägten) Schlucht. So schlecht, dass ich im ersten Versuch in der Route gar glaubte, man (besser ich) könne sie gar nicht halten. Aber da war auch noch nicht Herbst und das Gestein grub sich noch tief in die Haut der Fingerkuppen ein. (So ca. bei einem Viertel der Länge des ersten Fingerglieds – vom Nagel aus gesehen.) Ich fand dann doch einen Weg sie zu halten, mit einem winzigen Tritt zum Schieben, aber der verschwand leider zum Teil und jetzt bleibt wirklich nur noch ein guter Millimeter. Da braucht man schon einen Schuh, der ordentlich Druck konzentriert in der Spitze. Aber all das passt, müsste passen und ohnehin habe ich heut Morgen beim Frühstück schon den Durchstieg angekündigt. Sollte dann also schon passen. Käme auf jeden Fall besser…

Und es ist ja jetzt Herbst und so trete ich voller Zuversicht an und trete voll Zuversicht im ersten Versuch auch gleich den Rest von meinem Trittpatienten ab. Das ist blöd, denn zu meiner Sch***leiste habe ich jetzt nur noch einen weggekrümelten Tritt. Außerdem musste ich feststellen, dass die Crux an die sieben Meter 8a+ mit moderatem Ruhepunkt anzuhängen gar nicht so leicht ist und man durchaus frischer ankommen sollte, als ich soeben. Zur neuen Methode muss also auch eine bessere Taktik her. Diese war bisher auf Maximalkraft konservieren durch Pump (beim Aufwärmen) vermeiden ausgelegt gewesen, also boulderig aufwärmen und nach dem Abgang in der Schlüsselstelle nicht die 8a oben raus klettern. Jetzt aber muss ich einberechnen, dass schon eine kurze 8a+ aus dem Crux-Boulder in gewisser Weise eine Ausdauerherausforderung macht und es eminent wichtig ist am Rastpunkt davor komplett runter zu kommen. Bei der Methode hilft mir zum Glück das Wetter mit seinen sechs Grad und 30km/h Windgeschwindigkeit. Denn plötzlich lässt sich die Leiste auch ein wenig mehr auf Schulter gedreht festhalten, lässt sich der Körper ein bisschen anders in Position bringen für den Schnapper auf das gute Einfingerloch und schon lässt sich so auch der abgekrümelte Tritt vermeiden. Und bei diesem Grip ist der Zug nicht mal schwerer als zuvor. Leider habe ich jetzt schon zwei Versuche inklusive einer guten Bouldersession intus, für eine maximale Route wie diese rechne ich mir also keine großen Chancen mehr aus. Für heute versteht sich. Beim nächsten Mal wird sie sich beugen. Einen solchen Grip voraus gesetzt. Hoffentlich also gefällt es dem Herbst in der schönen Schlucht und er bleibt noch ein wenig.

Es wird langsam Abend, Hannes, der zum Filmen des Durchstiegs extra mit gekommen war, gebe ich Entwarnung, aber einen letzten Versuch mache ich natürlich schon noch, um die neue Methode mal in der Praxis zu testen und die neue Taktik auch, damit ich weiß, ob ich mich das nächste Mal in einer Ausdauerroute aufwärme oder nicht. Es ist nochmals kühler, wohl kaum noch über fünf Grad, der Wind noch immer frisch und unermüdlich. Für eine Route wie diese, nennt man solche Stunden günstig. Werden wir also mal sehen, ob günstig genug für meine angezählte Maximalkraft. Die Einstiegszüge gehen flüssig von der Hand, auch der erste kleine Boulder läuft nur wenig schlechter als in den ersten Versuchen, aber das ist normal, wenn die Kraft nicht mehr bei 100% ist, kein Grund gleich alle Hoffnung in den Wind zu schlagen. (Sie wäre auch ziemlich schnell ziemlich weit weg bei dieser Windgeschwindigkeit und ich würde sie vielleicht nie wieder finden, was mich einer wichtigen Emotion berauben würde.) Denn den Trumpf ziehe ich in diesem Versuch nicht beim Klettern der harten Passagen, sondern beim Hängen am langen Arm am Ruhepunkt vor der Crux. Sowohl der phänomenale Grip, wie auch die durch das vorherige Aufpumpen verbesserte Laktattoleranz lassen es mir hier ziemlich gemütlich werden und ich spüre, dass ich gleich in einigen Augenblicken wirklich frisch an die die Minileiste greifen werde um meinen Körper von dort ins Mono zu katapultieren und dieses dann auch hoffentlich zu treffen, denn es ist ja nicht groß, nur so wie ein 20 Cent Stück.

Und ich schiebe mich dann auch wirklich ganz frisch auf die Minileiste. Nur weiß ich ab dann nichts mehr. (Eine Art retrograde Amnesie, die ich schon öfter bei mir beobachten konnte und die bewirkt, dass ich von schweren Zügen in Durchstiegen hinterher nichts mehr weiß, manchmal auch gar nicht genau sagen kann, wo ich beim Rausfighten eigentlich genau gefallen war). Deshalb kann ich mich nur noch an den Gedankenblitz erinnern, als ich das Einfingerloch dann sicher halte, ich sollte das Ding jetzt aber wirklich raus klettern (wenn der Cruxzug schon einmal gemacht ist). Und obwohl mir fast noch der Saft ausgeht, weil ich irgendwie nicht genug gegessen habe, den Tag über, komme ich ohne Abgang an der Kette an.

Das Ganze in zehn Versuchen, aber in einem Gelände, das mir eher sehr gut liegt, was die Vermutung von Silvan Millet als korrekt nahe legt. Also 8c+ und damit die schwerste Route der Schlucht. (Vor allem, da die 8c’s hier deutlich leichter sind). An einem richtig schön rauen Herbsttag, der zum Klettern harter Routen einlädt, beim Kochen unter freiem Himmel aber schon gut in die Knochen fährt. Und in einer Route mit einem Namen am Einstieg, dessen Sinn es noch zu lüften gilt.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Das Chemieteufelchen und ich – Geschichte eines gemeinsamen Erfolgs in „La part du diable“ (8c+) in Céüse

Ein letztes Maldurchschnaufen für die letzten fünf und einzigen schweren Meter in "La part du diable" (8c+) in Céüse.
Was machen, wenn der Vorsatz für den Abend Enthaltsamkeit heißt und der erste Gesprächspartner gleich direkt zu dir vom Baum der Versuchung herab gestiegen zu sein scheint? Was machen? Nachgeben natürlich. Wem nützen schon dogmatische Vorsätze…

Okay, jedem sein Credo, auch Dogmaten sind ja irgendwie süß. Ich kam nach Céüse mit dem Vorsatz der Enthaltsamkeit von allem, was mehr als einen Tag in Anspruch nehmen würde, also allem, was schwerer als 8b+ ist. Unglücklicherweise (was heißt schon Unglück – schicksalshafterweise) wählte ich am ersten Tag den Zustieg, der am Sektor Biographie auf den Wandriegel trifft und zudem auch noch genau an dem Ort, an dem Chris Sharma vor zwei Sommern „Three degrees of separation“ (9a) erstbegangen hatte, welches sich die ersten zwei Meter mit einem schon älteren Projekt teilt, das immer ungechalkt und ohne Exen unscheinbar sich zwischen den Riesenlöchern in diesem Wandabschnitt versteckte – das jetzt aber offensichtlicherweise kein Projekt mehr war. Die grünen Schlingen von Daniel Jung und die vielen weißen Flecken markierten nun eine der besten Linien in einem an besten Linien reichen Sektor. Ich wusste nicht den Namen und nicht die Schwierigkeit und ich wollte sie auch gar nicht wissen, denn ich wusste ja, dass an Orten an denen Exen hängen ich zumindest irgendwie hoch kommen sollte. Und ein solcher Akt des topolosen Einsteigens in eine so schöne Linie wäre ja auch mal ein echter Tribut an die Ästhetik vor der Zahl.

Aber noch war ich voller Vorsätze und so nahm ich mir erst einmal eine nette 8a+ vor, nur ist es mit netten Routen halt ein bisschen so wie mit netten Mädchen. Irgendwie schlägt so ein kurzes nicht wirklich nach Grenze (bzw. Herausforderung) schmeckendes Erlebnis mich nicht in seinen Bann. Und so kam was kommen musste. Schon am zweiten Tag in Céüse hing ich in der schönen Linie mit den grünen Exen von Daniel. Und sie hielt, was ihr Augenschein versprach. Geniale athletische Moves auf den ersten 20 Metern, nicht schwer - 8a+ - und mit jeder Menge wirklich großer Rastschüsseln, wie sie typischerweise den Kalkpanzer des Sektors sprenkeln. Allein die letzten fünf Meter drehen auf und drehen die Schwierigkeit von moderat auf schwer. Ein ca. Fb8a/8a+ Boulder an Zweifingerlöchern, super Züge – einziger Wermutstropfen die Ränder ebenjener Löcher. Denn die sind fast so scharf, als seien auch sie gerade vom Baum der Versuchung herab gestiegen. Und so hatte ich zwar schnell den Plan, wie das alles zu machen sei, nur dürfte ich auch genauso schnell diesen unangenehmen Blick auf die frisch aufgeschnittenen Finger werfen, der da sagt, für heute ist Schluss und auch in den nächsten Tagen wirst du nur mit Tape klettern. Und man muss wissen, dass bei dieser Griffgröße Tape dazu führt, dass man etwas rutscht in den Löchern, etwas weniger stabil in den Zügen steht, etwas schlechter das nächste kleine Loch trifft. Etwas mehr Probleme hat. Steht man nicht wirklich über der Schwierigkeit, sollte man also immer versuchen die richtigen Durchstiegsversuche ohne Tape anzugehen.

So konnte ich zwar immer mal wieder ein oder zwei Mal die Route auschecken, die Züge üben, in erster Linie konzentrierte ich mich aber auf die Hautaufzucht. Eine Tätigkeit bestehend aus feilen, schleifen, schneiden, cremen, waschen, beten. Hoch komplex und zum Glück nicht so anstrengend wie das Klettern selbst. So gingen die Tage ins Land und brachten nur wenige Versuche mit sich, nach knapp zwei Wochen erst knapp zehn. Zehn Versuche mache ich normalerweise in fünf Tagen, inklusive Ruhetage. Dann aber trugen das Beten und der Rest endlich Früchte und ich konnte von meiner Haut behaupten, dass sie wieder voll zu belasten sei. Was auch direkt dazu führte, dass ich am letzten schwereren Zug ganz knapp abschmierte. Und ich war gerade dabei zu behaupten, dass der Durchstieg im nächsten Go fällig wäre, oder mindestens am nächsten Klettertag, da musste ich mit einem Blick auf meinen linken Mittelfinger meine anfängliche Behauptung zurücknehmen, meine Haut sei wieder voll belastungsfähig. Denn sie hatte mich widerlegt und wartete nun mit einem ebenso tiefgehenden Riss wie ganz zu Beginn auf. Also eigentlich erneut eine Woche nur mit Tape oder besser gar nicht klettern. Angesichts unserer Zeitplanung kein Ding irgendeiner Möglichkeit.

Plan B kam – so könnte man sagen – in den Schuhen meiner Freundin Jeanne. Sie hatte sich zur Schnellreparatur dieser mit SuperGlue – einer wirklich teuflisch klebrigen Substanz – eingedeckt. Und was ihre Schuhe flicken kann, wird auch meine Haut zusammenhalten, dachte ich mir und begann sogleich mit der Praxiserprobung des Hautrisssekundenklebens. In Feinarbeit wird Schicht für Schicht übereinander in die Wunde geträufelt, glattgeblasen, in die Sonne gehalten. Und so geflickt, nach einer ordentlichen Völlerei-Session am Vortag und dem Chemieteufelchen auf der Schulter stand ich zwei Tage später wieder vor „La part du diable“. Nur konnte ich die Umlenkung nicht sehen. Ich wusste zwar, sie war noch da, denn unser Fixseil hing noch von ihr herab, aber das alles spielte sich in einer fernen Nebelsphäre ab, von welcher ich kaum zu glauben wagte, sie würde mir an diesem Nachmittag noch Zugang zu ihren Geheimnissen gewähren. Angesichts des Wetters. Und so stellte ich mich auf Sichern ein und konzentrierte meine metaphysischen Durchstiegskräfte auf den folgenden Tag.

Umsonst, wie sich am Tag darauf zeigen sollte. Denn zwar war das Wetter besser, die Bedingungen ziemlich gut, der Himmel blau, bloß hatte ich das Teufelsteil schon im Sack. Die metaphysische Konzentration hatte wohl dazu geführt, dass ich, als es dann ein wenig weniger neblig wurde, ganz entspannt einen Go machen konnte. Die Völlerei hatte dazu geführt, dass ich zur Entspannung auch über die nötige Dosis Maximalspannung verfügte und das Chemieteufelchen in Sekundenklabertracht schließlich dazu, dass auch meine Haut ihre Spannkraft nicht direkt wieder abwarf. Und so war alles bereitet, „La part du diable“ nicht nur durchzusteigen, sondern das auch noch mit ordentlich Luft zum eigenen Limit. Luft wohl, die mir das kleine Teufelchen verschafft hatte, dass in einer Route die „Teufelsanteil“ heißt, seinen Anteil aber wohl auch zugestanden haben will.

So kam der entspannte Durchstieg dieser fast schon netten 8c+ zudem genau zur rechten Zeit, einige Tage vor der Abreise aus Céüse und ließ noch Raum zum Filmen, zum Fotographieren und zum Bestaunen des Aufzugs des Herbst – in nur wenigen Tagen zu wirklich frappierender Farbenpracht. Zwar hatte der mir leider nicht namentlich bekannte Erstbegeher 8c vorgeschlagen, alle bisherigen Wiederholer dies aber angezweifelt und auch ich reihe mich nahtlos ein, denn 8c sieht anders aus. 8c+ dagegen – auch angesichts der 13 Versuche, die ich benötigte – ziemlich genau so. Ich wage sogar zu behaupten, sie wäre auch nicht schwerer, würde man seine Seele nicht der Chemieindustrie verkaufen…

Freitag, 10. September 2010

Gedankenspiele – Pirmin ermöglicht sich selbst „Torture physique 2.0“ (9a)

Der Blick ins nicht mehr ganz Blaue.
Erfolg beim Klettern kommt für gewöhnlich in Form eines Kraftaktes. Oder auch eines Aktes höchster Akkuratesse und Präzision. In jedem Fall in Form eines Durchstieges. In dem Moment, in dem der Schnapper der Kette dieses schöne „Klick“ von sich gibt.
Der Erfolg kam zu mir heute schleichend. Er kam nicht in einer Anpassung der Realität oder Umwelt an meine mich und meine Vorstellungen, also in Form des besagten Durchstieges, nein er kam zu mir in einer Anpassung meiner Vorstellungen an die Realität. Diese sieht nach vier Wochen in den Gastlosen (von denen zwei praktisch zu kalt zum klettern waren) folgendermaßen aus: In knapp 40 Versuchen habe ich mich immer höher gekämpft in „Torture physique 2.0“, nach nur einigen Versuchen durch den bis dato als „Torture physique“ bekannten 8c-Teil, den ich bereits vergangenes Jahr gepunktet hatte, ebenfalls recht schnell durch den anschließenden Fb7b Boulder, der die Schwierigkeit auf 8c+ steigen lässt und auch in die folgende Fb7b+ Stelle kam ich nach ca. 15 versuchen schon gut hinein. An dieser Stelle fehlten mir noch genau zweieinhalb Züge bis zur Originalumlenkung von „Torture“ aus dem Jahr `87. Und da ich dem Irrglauben erlag, bis dahin sei es nicht glatt 9a, entschloss ich mich nochmals vier Züge anzuhängen, um den ersten Haken einer weiteren von Francois Nicole in den 90er Jahren eingebohrten Verlängerung als Kette zu klippen. Vier Züge, die aus dem abschließenden Fb7b+ Boulder Fb7c machen und aus 9a eine 9a/9a+. Und das wollte ich dann, berannte und berannte es, drang Zug um Zug weiter nach oben vor, viel in der letzten Woche zweimal über der Originalumlenkung, einmal sogar mit dem von mir ernannten Schlussgriff in der Hand, rutschte aber mit der anderen Hand aus dem Loch, mit eiskalten Fingern, an einem Tag mit Wind, ca. 30% relativer Feuchte, glasklar, stahlblau, nach zwei Ruhetagen in überragender Form, bei apokalyptischem Grip und in einem zu 100% präzisen Go. Und heute musste ich einsehen, dass mehr in diesen Tagen nicht geht. Noch zwei Tage war ich oben gewesen, sehr gute Bedingungen, sehr gute Versuche, aber nichts so perfektes und Schluss immer am letzten Boulder.
Und so kam der Erfolg heute zu mir in Form dieser Einsicht, dass ich nach zwei Monaten und zwei 9a’s und immer 500 Höhenmeter Zustieg abgebrannt bin, dass ich meine letzten Wochen hier in Fribourg sehr genossen habe, aber dass diese 40 Versuche und die 9a reichen müssen, dass ich „frei“ haben, meine Familie in Deutschland mit meinem zwei Monate alten Neffen sehen will und dann weiter zeihen. Nach Céüse und in die Tarn. Und dass diese Leistung letzte Woche das Beste war, das ich in meinem Leben als Kletterer bisher geleistet habe und basta! Und wie ich mich in diesem Moment von allen weiteren Versuchen befreie, vom Projekt 9a/9a+, da spüre ich den Erfolg, wie er aufsteigt, wie er sich in mir ausbreitet, wie er mir wieder ganz die Augen öffnet für die wunderbare Landschaft hier oben, den Blick in die blaue Weite. Ein bisschen schade, dass er nicht in der heftigen Welle kam diesmal, ausgelöst vom „Klick“ der Kette, sondern mehr in diesem sich langsam ausbreitenden Strom der Erleichterung. So habe ich auch diese Form einmal erlebt und nach zwei Monaten auch wieder die angenehme Fokuslosigkeit einiger Tage ohne Kletterprojekt…

Sonntag, 15. August 2010

Warten auf das Ende des Regenlochs – Petrus legt „Torture physique 2.0“ (9a) auf Eis

Die Wand, die es für "Torture 2.0" zu durchbolzen gilt.
10 Versuche in 4 Tagen in knapp 30 Metern gut im Grad 9a mit der Crux ganz, ganz oben. Ein paar Meter 7b, dann Fb7c, wieder ein paar Meter 7b, dann Fb7b und nochmal ein paar Meter 7b zu einem schlechten Ruhepunkt. Schluss? Nein, leider noch lange nicht, auch wenn man sich jedes Mal denkt, „Mann, ist doch schon bis hier her anstrengend genug“. Denn obwohl die 45min Bergsprint zum Sektor im Training schon mit inbegriffen sind, fängt die Pumpe hier schon mal an ein wenig zu übertreiben. Und der Ruhepunkt an der alten Kette von „Torture physique“ (hart 8c) lässt zwar ein bisschen Laktat abfließen, anstrengend bleibt die offen ausgespreizte Position für den Rumpf aber auf jeden Fall. So versucht man halt die Milchsäure wegzuschnaufen, denn jetzt gilt es kurz zu explodieren – ein Ein-Zug-Fb7b/7b+-Schnapper – und dann hängt man wieder an einem so komischen Rastpunkt wie zuvor. Die Finger zwar in passablen Löchern, aber der Rest baumelt nur so doof an einem dran, weil es kaum Tritte gibt. Gleiches Spiel wie zuvor. Irgendwie den Puls beruhigen und wieder etwas Maximalkraft zusammenkratzen, denn es wartet erneut – ein Boulder. Wieder mal ein wenig schwerer, so Fb7b+/7c und auch noch mit ganz gemeinen Blockierzügen. Schnappen könnte ich ja noch, aber noch so weit blocken!? Und im Durchstieg, da bin ich mir sicher, höre ich spätestens hier auf zu denken und falle spätestens am Umlenker bewusstlos um, weil alles Blut sonstwo, aber nicht in meinen grauen Zellen zirkuliert.


Und die ersten 10 da drin auf nur vier Tage komprimiert. Könnte man in gewisser Weise als anstrengend bezeichnen. Aber das Wetter blieb gut und so ging’s weiter, jeden zweiten Tag drei Versuche, das Seil spannte sich meistens erst im letzten Boulder, z.T. also drei 8c+/9a am Tag. Einige Male bis 5 Züge vor Schluss. Bei mitunter schon grenzwertigen Temperaturen und dann… noch mal 8 Grad weniger. Ein wenig sehr kalt aber gut für meine 10 besten Freunde. Denn leider muss man hier dem Namen doch ein wenig recht geben. Klettert man voll auf Durchstieg, geht das Lochgefighte schon zu Lasten der Finger. Denn klemmen tut’s immer irgendwie. Doch Petrus hat die Fingerchen gerettet mit seiner Kaltfront und so haben sie jetzt ein paar Tage Ruhe und zwar bis übermorgen. Denn dann steht Torture 2.0 wieder ganz oben auf dem Speiseplan und die Bastion der letzten fünf Züge, sie wird fallen. Und dann haben die Gastlosen ihre erste und der Kanton Freiburg seine dritte 9a und das ist dann mehr als jeder andere in der Schweiz. Mein Abschlussgeschenk an meine gastliche Heimat der letzten vier Jahre. Auch wenn diese Art Geschenke vielleicht nicht alle Eidgenossen mögen…

Höhenbergsteigen der anderen Art - Cabane au Canada, 9a (11) im Rawyl

Provokation. Es ist alter Bergsteigerjargon, wenn ich sage, ich hätte den Berg provoziert. Mein Glück am Berg zu sehr auf die Probe gestellt. Aber in gewisser Weise muss ich genau das zugeben. Es gibt eine gute Kalkulation der Umstände und es gibt eine Schlechte. Ich habe letztere gewählt und mich damit in eine Situation manövriert, die man als Provokation seines Glücks beschreiben könnte. Vor allem auf Grund der konsequenten Missachtung der folgenden drei Umstände: Zunächst dem, dass der Ausstieg von „Cabane au Canada“ pitschnass ist, zweitens dem, dass die Kaltfront, die zum einen für die Nässe und zum anderen für einen Temperaturabfall um satte 10 Grad verantwortlich ist, für einen phänomenalen Grip sorgen würde und drittens dem, dass es doch von Vorteil sein könnte, die Ausstiegspassage seines Projekts zumindest einmal vorher auszubouldern.

All das habe ich aber nicht bedacht oder gemacht und so ist nun einmal folgendermaßen gekommen: Während meiner bisherigen 18 Versuche habe ich mir nie den Ausstieg angesehen, und zwar deshalb, weil er leicht aussieht. Vor meinem 19. Versuch (in dem ich im Übrigen gerade stecke) habe ich mir den Ausstieg von unten angesehen und festgestellt, dass er dunkelschwarz und sicher nass ist. (Was ich nicht gesehen habe, ist, dass auch in der Crux ein Griff ziemlich nass ist.) Direkt vor meinem 19. Versuch hatte ich dementsprechend folgendermaßen gerechnet: Da es der erste Versuch des Tages ist, muss ich mich eh erst mal richtig aufpumpen, bevor ich reelle Durchstiegschancen habe. (Wegen der dabei ansteigenden Laktattoleranz der Muskeln). Dabei kann ich dann gleich den Ausstieg ausbouldern und beurteilen, ob man in ihm in diesem Zustand klettern kann. Denn er sieht ja leicht aus.

Gleich auf den ersten zwei Metern meines 19. Versuches habe ich dann aber gemerkt, dass der Grip und die Kraft super sind (und die Finger eisig). Solche Bedingungen hatte ich für Juli nicht einkalkuliert. Entgegen meiner Rechnungen kam es dann dementsprechend so, dass ich die erste Schlüsselstelle und dann die Zweite und die Dritte und auch noch die Vierte ohne Gefühl in den Fingern und ohne Probleme herunter spulte. Am Ruhepunkt vor der fünften und sechsten Schlüsselstelle, konnte ich dann sogar meine Finger wieder auftauen. Mit warmen Fingern war auch die fünfte schwere Passage ein viel kleineres Problem als sonst und ich dachte schon, jetzt schaffst du auch noch die letzte Crux, als ich im Hinziehen auf den Schlüsselzug der letzten Crux feststellen musste, dass da eine Leiste ziemlich nass ist und im Anfassen musste ich dann zudem feststellen, dass ich jetzt nicht mehr so fest daran glaubte, es auch so noch zu schaffen. Als ich dann unter Hängen, Würgen und Rutschen den nächsten Zug doch noch hinbekam und nur noch ein Schnapper fehlte, dachte ich mir, jetzt kannst es ja noch probieren. (Wobei ich sagen muss, dass ich irgendwie gerne auch gefallen wäre, weil ich an dieser Stelle natürlich längst gesehen hatte, wie sehr der Ausstieg Attribute eines Wasserfalls aufwies und weil ich den Durchstieg gerne auf Video gehabt hätte, wir aber die Seile zum Filmen noch gar nicht aufgebaut hatten.) Ich riss also meinen Fuß hoch, traf den tritt, ließ mich auf den Sloper abfallen und der hielt und da wusste ich, jetzt hast du’s. Aber ganz sicher war ich mir doch nicht, denn ich wusste ja um meine übrigen Fehler in der Kalkulation: Es gibt da noch weitere vier leicht aussehende Klettermeter zur Kette, unbekannt und nass und (da ich mich und den Grip unterschätzte) muss ich diese nun im Durchstieg dieses phänomenalen Versuchs onsight erkunden.

Das ist also in etwa die Geschichte, die mich hierher gebracht hat. An einen eigentlich guten, aber ziemlich feuchten Ruhepunkt vier Meter unter der Umlenkung von „Cabane au Canada“ (9a) in Rawyl, im französischsprachigen Teil des Wallis in der Schweiz an einem 24. Juli, an dem frostige neun Grad herrschen. Und ich weiß, ich kann den Sack zu machen. Ich weiß nur noch nicht wie.

Ich nehme also mal den Seitgriff über mir. Trocken aber schlecht. Hmm, vielleicht doch nicht den! Also zurück und noch einmal chalken. Vielleicht den nassen Henkel links? Nass aber gut. Dürfte halten. Mal hochblocken auf das Sloperband, an dem vor drei Tagen noch Tickmarks waren, das ich jetzt aber erst mal auf einem halben Meter Breite abtasten muss auf der Suche nach der Vertiefung. Hüfte an die Wand, denn nasse Sloper rutschen gern! Das nächste Band betasten. Hmm, sehr nass, könnte rutschen. Tut es aber nicht. Auch nicht, als ich die Füße hochnehme über den Bauch. So, das Gröbste wär geschafft. Noch ein bisschen hoch und seitlich über die Platte eiern, Griffe suchen. Der Zweifel stirbt zuletzt und erst als ich – die Kette vor der Nase – stabil stehe, ist er tot. Und jetzt fange ich tief drinnen an zu jubeln und zu lachen und ich häng besser noch schnell das Seil ein und dann fange ich auch draußen an zu jubeln und zu lachen und die Gämsen springen, denn das sind sie nicht gewohnt.

Und auch ich bin sowas nicht gewohnt und ich will euch allen danken und mit euch springen, denn das ist das schöne, schnelle Ende einer Affäre mit einer klasse Route, die vor eins verlangt: Ausdauer. 80 schwere Züge, sechs harte Passagen, dynamisches Heppen an tollem, horizontal gebändertem Fels, Leisten, Sloper, Löcher und alles auf einer 30° überhängenden Ebene, immer an der Armen, immer unter Strom, zum Teil am Rande der konditionellen Fähigkeiten. Und das beim Sportklettern.

Ende Juni hatte ich sie ohne Form und Kraft kurz probiert, drei Versuche, dann nach zwei Wochen Deutschland wieder Mitte Juli, bei schwülstem Wetter, mit etwas mehr Form, aber komplett ohne Ausdauer, hatte mich auf mindestens 30 Versuche eingestellt, denn ich musste noch fünf Mal im Seil ruhen, um überhaupt ans Ende der Schwierigkeiten zu gelangen. Eine Woche später falle ich bestenfalls in der dritten Crux, bei einem Drittel der Route. Dann ein heftiges Gewitter und ich falle plötzlich kurz vor der sechsten Crux, sechs Meter unter der Kette, bin aber völlig am Ende. An dieser Stelle so gepumpt anzutanzen, wird mir der Berg hier auf jeden Fall nicht durchgehen lassen. Beim Weiterbouldern trete ich einen Tritt ab und reiße den Daumenpart von der Zange in der Schlüsselstelle. Der Erstbegeher Lionel Clerc hatte mir gesagt, dort sei er noch viele Male gefallen. Ich stelle mich auf noch einige Versuche ein, aber schon fünf von ihnen später kommt der 24. Juli und das Ende meiner Affäre mit der schönen „Cabane au Canada“.

Und was die harten Fakten betrifft: Als erster Wiederholer einer 9a in einer vor Überbewertungen nicht gefeiten Region, muss ich sagen: Stimmt’s oder stimmt’s nicht? Für meine Erstbegehung „Force du rapport“ (9a) in Charmey im April hatte ich 35 Versuche gebraucht und die liegt mir mehr, denn ich bin kein expliziter Ausdauerspezialist. Man muss aber auch sagen, dass in einer Route wie „Cabane…“ ein Versuch mindestens so viel Training ist wie zwei in einer kürzeren Route. Insofern sollte man die Versuchsanzahl nicht überbewerten. Ich hätte sie vielleicht trotzdem anders bewertet, wäre es eine Erstbegehung von mir gewesen, aber das liegt daran, dass ich für den nächst höheren Grad die doppelte Anzahl Versuche fordere. Eine Forderung, der wohl wenige andere Kletterer nachkommen, die aber dem exponentiellen Wesen der französischen Skala entspricht. Für viele reicht das Prädikat „schwerer“ aber für den nächst höheren Grad auch schon. Zudem denke ich nicht, dass die heutigen Mode 9a’s in Santa Rodellar schwerer als „Cabane…“ sind, wissen werde ich das aber frühestens im Winter. For so long: Lassen wir den Grad, wie er ist, denn er ist so schön, wie seine Trägerin!

Und vielleicht werde ich auch einfach nur immer, immer stärker…


Mittwoch, 14. Juli 2010

Fitness auf dem Vormarsch - „Cabane au Canada“ beginnt gefügig zu werden

Wie schön es ist den Stein des Sisyphos wieder zu rollen! Versuch um Versuch in eine Route zu schießen, in der zu Beginn noch fast jeder Zug irgendwie schwer ist. Nach anfangs zwei dann drei Mal Durchbouldern am Abend platt und ohne Haut der Wand den Rücken zu kehren. Und mit den Sequenzen und den Zwischenzielen für übermorgen einzuschlafen. Vordergründig betrachtet könnte man jetzt sagen, das ist doch gar nicht so sinnlos wie das Steinerollen des Sisyphos. Bedenkt man aber, dass es selbst nach dem Durchstieg damit ja nicht vorbei ist, muss man dann doch einräumen, Herrn Sysiphos in nicht nachzustehen. Was die Bibel in dessen Geschichte jedoch verkennt: Weder Steinerollen, noch Routen projektieren muss eine Strafe sein.

Ich habe mich jetzt einige Male hochgerollt durch die 80 Zug Crux der Route und so ernüchternd die Einsicht „Du hast überhaupt keine Ausdauer“ anfangs auch war, so schön ist jetzt die Erkenntnis „Deine Ausdauer kommt wie immer sehr schnell zurück“. Und das muss sie auch, soll dieses Testpiece fallen, das aus sechs schweren Einzelpassagen und einem guten, sowie zwei moderaten Ruhepunkten dazwischen besteht. Während der ersten Versuche erschien es mir noch absolut ausgeschlossen an auch nur einem dieser Rastpunkte irgendwie meine laktatprallen Arme zu entleeren, jetzt kann ich zumindest schon daran hängen, ohne meine Unterarme weiter aufzublasen. Denn hier versteckt sich eine ganz gemeine Gemeinheit dieser Route: Man hängt die ganze Zeit nur an den Armen. Da die Neigung absolut konstant 30° beträgt und es keinerlei Grobstruktur gibt, bringt man nie nennenswert viele Kilos auf die Füße.

Das macht aber nichts, denn so und nur so wird man stark und laktatresistent in den Armen. So wie Sysiphos es bereits in den ersten Wochen Steinerollen gemerkt haben muss, wie er fit wie ein Turnschuh wird, wenn er nur immer schön weiter an seinem Brocken schiebt, so merke ich es auch schon deutlich, wie das totale Auspowern in dieser Route der Fitness den Weg auf ihrem Vormarsch ebnet. Geschuldet der Tatsache, dass ich seit dem Durchstieg von „Force du rapport“ Ende April in erster Linie Bier und Würste statt harter Züge konsumiert hatte, war diese nämlich ziemlich auf dem Rückzug. Zusätzliche Kilos freuen zwar vielleicht die Freundin, aber nicht die Form. Da jetzt wieder die Pasta am Drücker ist, steht dem Durchmarsch der Fitness auf jedem Fall nichts mehr im Wege. Und dem Durchstieg stehen zurzeit zwar noch die apokalyptischen Temperaturen im Wege, aber auch die werden sich legen und dann kommt irgendwann der Tag, an dem dieser letzte gemeine Untergriffboulder ganz oben sich plötzlich an alle anderen 80 Züge auch noch dran hängen lässt. Und dann gibt’s wieder viele Bier und viele Würste ;)